Haushaltsrede 2018

Vielen Dank Herr Bürgermeister,

 

gestatten sie mir – auf Grund meines norddeutschen Migrationshintergrundes – einen etwas maritimen Blick auf den diesjährigen Haushaltsplan:

 

Der Wind steht günstig verehrte Damen und Herren,

 

die MS Gerlingen mit ihrer knapp 20.000 Mann (und natürlich auch Frau) starker Besatzung wird von ihrem Kapitän Georg Brenner bei gutem Seegang in ein neues Jahr gesteuert.

 

Unser Quartiersmeister / „Steuer“-Mann, Hr. Kern, kann für das Jahr 2018 erneut Rekordeinnahmen bei der Gewerbesteuer verzeichnen. Trotz der hohen Steuereinnahmen mahnt er, angesichts der immer weiter steigenden Umlagen in den Folgejahren, aber zurecht vor einem investitions-intensiven Kurs.

 

Jedoch verhallen seine Worte im geschäftigen Treiben der Crew, welche – trotz Personalengpässen – beeindruckend viele Projekte verfolgt.

Ganze 19 Millionen € stehen dieses Jahr nebst den noch offenen Investitionen aus 2017 auf dem vollgepackten Reiseplan. Wir hoffen die Crew schafft das!

 

Zur großen Freude aller sportlich interessierten Passagiere wird an einer neuen Sporthalle und einem Kunstrasenspielfeld gearbeitet. Nicht nur der sportlichen Erfolge – wie beispielsweise der Tabellenstand des 1. FC Gerlingen – stützen dieses Vorhaben.

 

 

In den Betreuungseinrichtungen unter Deck wird derzeit hitzig diskutiert. Die Kosten für die Kinderbetreuung sind wie die Wertigkeit der Einrichtungen – überdurchschnittlich hoch.

 

Gerade in diesem Bereich des Schiffes fehlt es an Personal und gesetzlicher Vorgaben der Bundesregierung. Dennoch. Keiner der jüngeren Passagiere muss auf einen Krippen- oder Kindergartenplatz verzichten!

 

 

Und auch das Bildungsdeck kann sich mittlerweile sehen lassen. Der langjährige Planungs-Wettbewerb Realschule hat einen guten Entwurf hervorgebracht. Wir bedauern jedoch, dass die neue und bestimmt attraktive „Kombüse“ die Realschulturnhalle über Bord wirft.

 

Zudem wird die Mensa aus unserer Sicht mit Akzeptanzproblemen kämpfen müssen. Hier sollte aus unserer Sicht gemeinsam mit Schülern und Lehrern an einem Konzept gearbeitet werden, welches die Kombüse für Jung und Alt attraktiv macht.

Die erst kürzlich getroffene Wahl einer „Mischküche“ mit frisch zubereitet Speisen, sowie die durchgeführte Schülerumfrage des JGR’s sind ein Schritt in die richtige Richtung.

 

Apropos. Eigentlich sollte man annehmen, dass den fleißigen Institutionen Jugendgemeinderat und Stadtjugendring mittlerweile eine eigene Kajüte mit funktionierender Toilette zustehen würde.

 

Doch weit gefehlt. Wenn wir das soziale und politische Interesse der Jugend langfristig sicherstellen und keine Meuterei riskieren wollen, dann sollten wir zeitnah eine Alternative zu den heruntergekommenen Kojen finden!

 

Irritiert sind wir nach wie vor über den 1,5 Millionen Euro teuren Anbau an das schiffseigenen Museum. Die Probleme wie bspw. der barrierefreie Zugang zu den Museumsräumen werden dadurch noch immer nicht gelöst.

Ein Kommentar der ansässigen „schwäbischen Hausfrau“ wäre diesbezüglich höchst interessant und willkommen.

 

Diese würde sich aber sicherlich auch über mehr Schwarz- und Rotwild in den Vorratskammern des Schiffsrestaurants freuen. Denn trotz starker Bemühungen der Gerlinger Jägerschaft sind die Abschusszahlen weiterhin zu niedrig, was sich leider an den Verbiss Schäden im Gerlinger Wald zeigt. Die Folge: Waldflächen können trotz intensiver Pflanzmaßnahmen nicht aufgeforstet werden und folgende Generationen müssen sehen, aus welchem Holz ihre Planken zukünftig gesägt werden.

 

 

Lassen wir noch kurz unseren Blick über die die weiteren Sektionen des Schiffes schweifen:

 

  • Natursteinplatten ebnen bald die Wege der Friedhöfe. Wir finden: zu pflegeintensiv

 

  • Auf dem Hauptdeck entstehen mit Träuble-Areal und Urbanstrasse moderne, hochwertige Quartiere.

 

  • Das integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) ist schon bald ein zuverlässiger Kompass für künftige Projekte. Ein Fortschritt in der Navigation.

 

  • Geflüchtete können dank umsichtiger Planung und vorbildlichem ehrenamtlichen Engagement gut an Bord integriert werden. Wir freuen uns darüber und danken den Beteiligten.

 

Und erfreulicherweise können wir die guten, vielschichtigen – teils freiwilligen – Angebote für Jung und Alt weiterhin aufrechterhalten.

 

Beenden wir an dieser Stelle unseren Rundgang durch die MS Gerlingen und begeben uns in die Messe, wo unser Kapitän einen Wein ausschenken wird.

Dieses Jahr zwar nicht aus eigenem städtischem Anbau, aber immerhin aus heimischen „Gewässern“.

 

Wir bedanken uns beim Decks, Maschinen- und Service-Personal und der gesamten Besatzung für die gute Zusammenarbeit und wünschen uns allen allzeit gute Fahrt. Und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!

 

Ahoi!