Parken in Gerlingen [GAZ]

In Gerlingen leben derzeit 19.700 Menschen und mit ihnen nahezu 13.000 PKWs. Insgesamt geben bei der ISEK-Umfrage 2017 ganze 92% der Gerlinger*innen an, dass ihnen im Regelfall ein Auto zur Verfügung steht. Dieses Zusammenleben von Mensch und Fahrzeug ist geprägt von Widersprüchen:

  • Die vielen parkenden und fahrenden Autos werden als Abwertung des Stadtbilds angesehen, das Blech soll von der Straße verschwinden – dennoch sehen die meisten Gerlinger*innen es als sehr wichtig an, neue Parkflächen (auch zentrumsnah) zu schaffen.
  • Ein Großteil der Bürger*innen gibt an, dass Gerlingen eine sehr gute Anbindung an den ÖPNV hat – gleichzeitig ist das Auto das bei weitem am häufigsten genutzte Verkehrsmittel. Nicht mal ein Fünftel der Gerlinger*innen besitzen eine Monats- oder Jahreskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel.
  • „Innenverdichtung vor Gebietsvergrößerung“ ist eine prägende und erfolgreiche Strategie in der Gerlinger Stadtentwicklung und wird allseits befürwortet. Gerade diese Strategie erschwert uns jedoch immer wieder die Schaffung von ausreichenden Parkmöglichkeiten bei der Neuschaffung von Wohnraum.
  • Fußgänger mit Kinderwagen / Rollator oder auch Rollstuhlfahrer müssen häufig auf die Straße ausweichen, um aneinander vorbeizukommen. Daher wird gefordert, Gehwegparken stärker zu ahnden. Andererseits wird die Parksituation in allen Stadtgebieten Gerlingens schlecht bewertet, so dass das Parken auf Gehwegen oder zu nah an der Kreuzung immer wieder als einzige Lösung angesehen wird.
  • Die Zahl der Anträge zur Errichtung von Parkflächen auf privatem Grund steigt stetig an – extrem viele Garagen und Stellplätze werden jedoch zweckentfremdet, z.B. als Lagerfläche.

Wo kann man überhaupt ansetzen, um diesen gegensätzlichen Herausforderungen zu begegnen?

Attraktivität des ÖPNV steigern, insb. für Pendler
Die 319 Stellplätze in den zwei städtischen Tiefgaragen stellen mit Kosten von maximal 5€ pro Tag bereits einen Anreiz für einen Umstieg auf die U-Bahn dar – gerade für diejenigen, die nicht in Laufnähe der Endhaltestelle wohnen. Die umfassende Tarifreform der VVS zum 01.04.2019 steigert die Attraktivität des ÖPNV enorm, kann aber nicht das Ende der Fahnenstange sein. Eine weitere Verbesserung des Streckennetzes (aus Gerlinger Sicht z.B. die Verbindung nach Vaihingen) und der Taktung muss weiterhin Stück für Stück vorangetrieben werden.

Bessere Bedingungen für Radfahrer schaffen
Selbstverständlich kann das Auto nicht in jeder Situation einfach durch ein Fahrrad ausgetauscht werden. Attraktivere Bedingungen fürs Radfahren könnten jedoch den Anteil der mit dem Rad zurückgelegten Strecken deutlich erhöhen. Das heißt: Mehr Radwege, die in ein vernünftiges Radwegesystem eingebunden sind sowie breitere, gut markierte Radwege, um die Sicherheit auch auf zwei Rädern zu gewährleisten. Zusätzlich müssen wir in der Verkehrsplanung auch stärker die Bedürfnisse von E-Bikes, Pedelecs oder Elektrorollern mitdenken, da die Gruppe der Nutzer*innen weiterhin stetig wachsen wird. Verkehrsplanung soll schließlich auch, aber nicht nur für Autofahrer attraktive Lösungen anbieten.

Übergreifende Systeme schaffen – Parkraummanagement für Gerlingen?
Zu viele Autos, zu wenige Parkplätze. Das stellt uns auf kurz oder lang vor die Frage: Wer muss, wer soll und wer darf in Gerlingen sein Auto auf öffentlichen Flächen abstellen? Sicherlich stehen uns unangenehme Diskussionen bevor, diese dürfen wir aber nicht auf die lange Bank schieben, besonders im Hinblick auf die Verkehrssicherheit aller Gerlinger*innen. Die Einführung eines Parkraummanagements (PRM) wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Parkplätze wären weiterhin für alle da: Anwohner können sie nach Erwerb eines Parkausweises gebührenfrei und zeitlich unbegrenzt nutzen; fürs Gewerbe gibt es spezielle Regelungen und alle anderen können ihr Auto gegen Gebühr abstellen. Einnahmen, die man hervorragend für den o.g. Ausbau des Radwegenetzes einsetzen könnte. Auch das „Garagen-Problem“ könnte man so angehen, Stuttgart macht es vor: Wer eine Garage besitzt oder mietet, kann keinen Bewohnerparkausweis beantragen – Möbel oder Werkzeug, die den Platz fürs Auto einnehmen, verschwinden dann in der Regel schnell. Ein PRM in Gerlingen ist alleine keine Lösung aller Probleme, aber immerhin ein großer Schritt und ein wichtiges Zeichen. Die Jungen Gerlinger haben übrigens bereits im September 2018 einen Antrag zum Thema PRM gestellt, zu dem es hoffentlich in Kürze Neuigkeiten gibt.

Judith Stürmer für die Fraktion der Jungen Gerlinger