Wortmeldung zum Stadtmuseum in der Gemeinderatssitzung am 15.Mai 2024

Zum Nachlesen: Mit dieser Begründung, vorgetragen von Manuel Reichert, lehnten wir die Sanierung des Stadtmuseums in der vorgeschlagenen Form im Mai 2024 ab:

„Dass der Museumskomplex sanierungsbedürftig ist, ist unbestritten. Wir Junge Gerlinger sehen den Bedarf insbesondere beim Hauptgebäude, für das wir uns sowohl eine Sanierung als auch einen barrierefreien Zugang wünschen.

Das nun vorgeschlagene Vorgehen können wir jedoch aber aus vier Gründen nicht mittragen.

  1. Stand heute kalkulieren wir mit Gesamtkosten von 8,7 Mio. €. Damit handelt es sich um das größte Investitionsprojekt der kommenden Jahre, wohlgemerkt für eine reine Freiwilligkeitsleistung, nach derzeitiger Haushaltslage vollständig kreditfinanziert. Das mindeste wäre es, die Kosten wenigstens zeitnah zu deckeln – dafür scheint es hier keine Mehrheit zu geben. Ja, es winken uns Fördermittel aus dem Stadtsanierungsprogramm – aber auch diese sind endlich, fehlen uns ggf. bei anderen Vorhaben, die es aufgrund des Riesen-Postens „Stadtmuseum“ nicht in die Stadtsanierung schaffen und könnten genauso gut für andere derzeit hintanstehende Projekte abgerufen werden. Wir möchten jede und jeden anregen zu hinterfragen, ob angesichts unserer Haushaltslage dieser 8,7 Millionen € schwere Beschluss den eigenen Beteuerungen zur Haushaltskonsolidierung entspricht.
  2. Die vorgeschlagene Variante Nr. 5 ist die falsche. Seit Jahren betonen hier im Gremium alle die notwendige Abkehr vom Gerlinger Standard. Nun werden uns in einer Machbarkeitsstudie fünf Varianten angeboten – und ganz typisch für Gerlingen soll die teuerste umgesetzt werden, die einen prestigeträchtigen neuen Eingangsbereich schafft. Der große Glasanbau mag zweifellos wünschenswert sein – aber ist er wirklich notwendig? Wir finden, er ist nicht nur teuer, sondern unter Hitzeschutz-Gesichtspunkten auch fragwürdig. Wieso sparen wir uns diesen nicht und wählen Variante 4? An anderer Stelle ringen wir um Einsparungen in fünfstelliger Höhe und hier gehen uns Mehrausgaben von 250.000 € einfach so von der Hand? Mit solchen Entscheidungen wird der Gerlinger Standard noch lange weiterleben.
  3. Die Reihenfolge der Sanierungsmaßnahmen ist für uns ebenfalls falsch. Wie erwähnt: Im Museumskomplex hat für uns das Hauptgebäude absoluten Vorrang. Wenn wir nun mit Hof und Scheune beginnen, selbst wenn es dafür Argumente geben mag, dann kann keiner von uns absehen, ob wir anschließend tatsächlich die Mittel bereitstellen können, um die nächsten Bauabschnitte anzugehen. Indem wir das Haupthaus heute auf die lange Bank schieben, stellen wir dessen Sanierung in der näheren Zukunft somit grundsätzlich in Frage.
  4. Zuletzt ist für uns der Beschluss eines Projektes dieser finanziellen Größenordnung auch deshalb nicht verantwortbar, weil wir schlicht und ergreifend andere Projekte sehen, die dringlicher sind. Beispielsweise sei der Bau von Bolzplätzen bzw. Tartanspielfeldern, die Schaffung eines Kunstrasenplatzes oder die Erweiterung des Feuerwehrhauses genannt. Diese Projekte sind für uns – und wir glauben, auch für den Großteil der Gerlingerinnen und Gerlinger, weitaus bedeutender und könnten steigenden Sanierungskosten beim Museum zum Opfer fallen. Unter Berücksichtigung der in der Sitzungsvorlage genannten Tatsache, dass der Museumsbetrieb entsprechend des zurzeit praktizierten, zugegebenermaßen etwas eingeschränkten Umfangs, problemlos noch eine Weile möglich ist haben für uns andere Projekte eine weitaus höhere Priorität.

Aus diesen Gründen sind wir nicht bereit, der Sanierung des Museumskomplexes zum jetzigen Zeitpunkt in der vorgeschlagenen Reihenfolge zuzustimmen und Mittel für den ersten Bauabschnitt freizugeben.“