Eine Diskussion, viele Ebenen [GAZ]
Das Thema „Mensa in Gerlingen“ war noch nie ein Herzensthema der Jungen Gerlinger, und doch begleitet es uns schon seit unserer Gründung. Auch die die letzten zwölf Monate haben wir wieder intensiv über die Mensa diskutiert. Doch wieso gab es überhaupt noch so viel Gesprächsbedarf? Die Mensa war doch vor Jahren bereits im Zuge der Realschulsanierung geplant und dann nur zurückgestellt worden – hätte man die Pläne nicht einfach „reaktivieren“ und sich so viel Streit ersparen können?
In der Tat wäre das eine Möglichkeit gewesen. Allerdings hat uns die städtische Finanzlage einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die vorhandenen Planungen waren schlicht und ergreifend nicht mehr finanzierbar und mussten daher zwangsläufig überarbeitet werden. Daraus entstand jedoch eine viel grundsätzlichere Debatte, in der auch die Frage nach dem richtigen Standort aufkam.
Ursprünglich war die Mensa dort geplant worden, wo früher die Realschulturnhalle stand. 2022 gab es den Vorschlag, dort eine Art „Mensa light“ zu errichten, also eine abgespeckte Version des 2017 geplanten Baus. Der Gemeinderat war davon jedoch nicht überzeugt und forderte die Prüfung diverser anderer Standorte ein – u.a. auch Standorte, an denen bestehende Infrastruktur erweitert werden könnte, wie z.B. eine Erweiterung der Aula oder eine Teilaufstockung der Stadthalle.
Die Standort-Debatte hat in den letzten Monaten viel Fahrt aufgenommen – denjenigen, die die Gerlinger Kommunalpolitik aufmerksam verfolgen, wird es nicht entgangen sein. Es würde zu weit führen, hier auf die Details einzugehen – zusammengefasst spitzte sich die Diskussion zu, bis schlussendlich noch zwei Standorte im Rennen waren, zwischen denen der Gemeinderat zu nahezu gleichen Teilen gespalten war: Die Teilaufstockung der Stadthalle sowie der Standort der ehem. Interims-Realschul-Container, am Roten Platz, genannt „Standort 7“. Wenn dieser Artikel erscheint, wird die Frage, wo die Mensa stehen wird, aller Voraussicht nach geklärt sein – und das ist auch gut so, denn die Gerlinger Schüler·innen haben eine angemessene Mittagessens-Versorgung verdient.
Allerdings hat mich dieser Prozess nachdenklich gemacht und ich habe mich gefragt, was hinter dieser intensiven Diskussion steckt. Natürlich ging es um die Frage, welcher Standort besser geeignet ist – aber vielleicht nicht nur. Ich glaube, dass am Beispiel der Mensa auch darum gerungen wurde, wie Gerlingen zukünftig mit Großprojekten und Neubauten umgehen soll. Wie können wir bedarfsgerecht bauen, d.h. nur das, was wirklich gebraucht wird – und gleichzeitig modern, zukunftsfähig und nachhaltig sein? „Standort 7“ stand dabei für den sicheren, unprätentiösen Weg – die Stadthallen-Aufstockung stand für Nachhaltigkeit und die Bereitschaft, viel zu wagen und dadurch potentiell viel zu gewinnen.
Ich kann es zwar verstehen, wenn einige Menschen finden, dass die nochmalige Diskussion eine unnötige Verzögerung war – aber ich bin auch überzeugt davon, dass es in dieser dringend notwendigen Debatte auch um die Aushandlung von Grundsätzen ging. Diskussionen wie diese sind anstrengend (für die Beteiligten wie auch die Beobachtenden), aber sie sind wichtig. Es ist gut, dass kontrovers über solche Fragen gesprochen wird, denn wir brauchen für jedes Projekt beides: Bescheidenheit und den Blick auf das, was wirklich notwendig ist – und Mut, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern und unseren Beitrag für nachfolgende Generationen zu leisten.
Für die Jungen Gerlinger
Judith Stürmer