Umbildung der Ausschüsse [GAZ]
In Gerlingen gibt es zu viele Ausschüsse – in dieser Diagnose waren wir in der vergangenen Sitzung einer Meinung mit der Stadtverwaltung. Der Vorschlag der Verwaltung, Finanz- und Verwaltungsausschuss und Sozialausschuss zusammenzuführen konnte uns aber inhaltlich wie organisatorisch nicht überzeugen.
Blicken wir zuerst auf die inhaltliche Ebene. Soziale Belange sind von essenzieller Bedeutung für das Zusammenleben in unserer Stadt. Kinderbetreuung, Schulen, die Arbeit mit Geflüchteten, Senioren und Jugendlichen, Angebote für sozial und finanziell schlechter Gestellte – all dies und vieles mehr fällt in den Sozialbereich.
Wir Junge Gerlinger finden, der Sozialausschuss hätte viel stärker dafür genutzt werden müssen, über die momentane Lage und die Herausforderungen in diesen Bereichen zu informieren und zu sprechen – und dieser wesentlichen Arbeit damit den Raum geben, die sie verdient, unabhängig von notwendigen Beschlüssen.
Stattdessen kommt nun die Fusion mit den Finanzthemen und das macht uns Sorgen. Wie können wir sicherstellen, dass wir die sozialen Belange weiterhin im Blick behalten? Schaffen es alle Beteiligten, zwischen der „Sozialbrille“ und der „Finanzbrille“ zu wechseln? Die Grundlage jeder Maßnahme im Sozialbereich muss eine schonungslose und ehrliche Analyse des Bedarfs sein – unabhängig von den Kosten. Erst danach muss in Zeiten der Haushaltskonsolidierung geprüft werden, was umsetzbar ist – die beiden Schritte sollten aber tunlichst nicht vermischt werden. Entscheidet sich die Frage „Was brauchen wir?“ zukünftig an der Frage „Wieviel Geld haben wir noch übrig?“
Auf der organisatorischen Ebene schlägt die Stadt vor, die beschließenden Ausschüsse zu vergrößern – von acht Mitgliedern auf elf Mitglieder, jeweils zuzüglich Bürgermeister und Mitarbeitende der Verwaltung. Die Sozialpsychologie ist dazu relativ eindeutig: Gruppen bis zu acht Personen gelten als gut arbeitsfähig. Jede weitere Person erhöht den Aufwand deutlich, ohne zu einem besseren Ergebnis zu führen. In dieser Hinsicht ist die vorgeschlagene Änderung also eine Verschlechterung.
Dem Vorschlag der Verwaltung konnten wir deshalb nicht zustimmen.
Unser Gegenvorschlag: Mit dem Schulbeirat, dem Ausschuss für Städtepartnerschaften, dem Kultur- Jugend- und Sportausschuss und dem Patenschaftsrat haben wir vier Ausschüsse, die sich alle mit sozialen Themen befassen. Wir schlugen vor, diese Ausschüsse mit dem Sozialausschuss zu vereinen und zu einem thematisch breiter aufgestellten Sozialausschuss zusammenzuführen. Diese Zusammenlegung wäre thematisch deutlich naheliegender gewesen.
Im Gemeinderat gab es einen intensiven Austausch über unsere Einwände und unseren Vorschlag. Schlussendlich wurde das Vorgehen der Stadtverwaltung aber mit einer Mehrheit von einer einzigen Stimme abgesegnet. Natürlich bedauern wir, dass wir nicht ausreichend Kolleg·innen überzeugen konnten. Doch die Diskussion hat die unterschiedlichen Standpunkte, die es in einem demokratischen Gremium nunmal gibt, gut widergespiegelt und den Raum geboten, alle Argumente auszutauschen. Das ist wertvoll und wichtig – denn wir glauben, dass unsere Einwände und Sorgen gehört wurden. Es werden sich daher hoffentlich alle – im Gemeinderat und in der Stadtverwaltung – darum bemühen, den sozialen Themen auch zukünftig gerecht zu werden.
Für die Jungen Gerlinger
Judith Stürmer