Von Plätzen, Bäumen und zukunftsfähigen Entscheidungen…[GAZ]

Seit einigen Wochen zieren Kübelbäume unsere Innenstadt und den Rathausplatz. Auch ich und meine Fraktion haben dafür gestimmt die Bäume aufzustellen, spenden sie doch wertvollen Schatten und sind eine Bereicherung für unser Stadtbild. Insbesondere auf dem Rathausplatz macht der Anblick der Kübelbäume mich allerdings auch nachdenklich.

Man muss nicht weit in die Vergangenheit blicken, da gab es auf dem Rathausplatz noch größere Bäume als es heute der Fall ist – und zwar nicht in Kübeln, sondern fest verwurzelt in der Erde. Insbesondere der terrassierte Aufgang zum Schwimmbad war ein beliebter Aufenthaltsort.

Aber der Umgestaltung des Platzes fiel sämtliches Grün zum Opfer und 2008 wurde der Platz so eingeweiht, wie wir ihn auch heute noch kennen. Damals war ich 14 Jahre alt, die Jungen Gerlinger gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich weiß dehalb nicht aus erster Hand, welche Diskussionen im Vorfeld der Platzsanierung geführt wurden. Ich glaube allerdings nicht, dass die Entscheidungsträger·innen damals etwas gegen das Grün auf dem Platz hatten. Vielmehr haben sie sich für einen unverstellten Platz entschieden, um dort den Wochenmarkt und Veranstaltungen zu ermöglichen.

Was dabei herauskam ist Geschmackssache. Ich kann mit der leeren, grauen Fläche bis heute nichts anfangen. Für Feste mag der Platz praktisch sein. Allerdings wäre es mir lieber, wir hätten an den hunderten „fest-freien“ Tagen im Jahr einen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität im Stadtzentrum und nähmen dafür kleinere Einschränkungen bei Veranstaltungen in Kauf.

Wieso aber dieser Ausflug in die Vergangenheit? Wir Junge Gerlinger richten unseren Blick eigentlich lieber in die Zukunft. Worauf will ich hinaus? Auf folgendes: Nur ca. 15 Jahre nachdem wir (ohne Not) die Bäume auf unserem Rathausplatz gefällt haben, sind wir gezwungen, dort (deutlich kleinere) Kübelbäume aufzustellen, damit es auf dem Platz überhaupt Sitzgelegenheiten und Schatten gibt. Die traurige Ironie dieser Tatsache kann man kaum übersehen. Mit dem Wissen, das wir heute haben, muss ich die Entscheidung, den Platz so kahl und leer zu gestalten, als falsch bezeichnen – auch wenn sie damals sicherlich mit guter Absicht getroffen wurde.

Wenn wir zukünftig andere Großprojekte beraten, sollten wir ab und zu vor die Rathaustüre schauen. Hoffentlich werden wir Entwürfe dann ganz besonders kritisch betrachten und sowohl Bäume als auch Grünflächen nicht leichtfertig aufgeben, wenn es Alternativen gibt.

So wie es aussieht, steht in nicht allzu ferner Zukunft schon die nächste Sanierung des Rathausplatzes an – und vielleicht kehrt dann auch wieder etwas Grün zurück in unser Stadtzentrum…

Für die Jungen Gerlinger
Judith Stürmer