Warum sind wir Junge Gerlinger? [GAZ]

Eines Tages bin ich erwachsen und dann weiß ich das auch. Ab diesem Tag treffe ich die richtigen Entscheidungen. Ich weiß dann, was jeden Tag zu kochen ist, besuche Theaterstücke und Jazzkonzerte. Auch kaufe ich meine Klamotten in den richtigen Läden, beim Breuninger oder beim Strauß. Ich lese eine Tageszeitung und weiß Bescheid. Begrüßt werde ich mit „Frau SoundSo“. Natürlich bin ich Mutter. Mit anderen Eltern plaudere ich über die Entwicklung der Kinder, die Lehrer oder die Erzieher. Ich habe ein Auto, eine Garage und eine Versicherung. Mehrere Versicherungen natürlich. Bin ich erwachsen?
Ich bin ge-wachsen: in die Höhe und mit meinen Aufgaben. Aber erwachsen, als das Ende eines Werdens? Nein. Gar nicht.

Ich irre mich noch immer in manchen Einschätzungen der Lage. Ich vergesse es Bücher abzugeben. Mir fehlt eine englische Vokabel. Ich bin aufgeregt vor bestimmten Anlässen. Ich kaufe Joghurt, obwohl welcher im Kühlschrank steht. Ich entdecke Neues. Ich hüpfe vor Freude und rede zu schnell, wenn ich wütend werde.

Deswegen sind wir Junge Gerlinger. Wir sind nicht fertig oder am Ende. Wir sind stets mittendrin. Wir schmunzeln über unsere Anfänge und freuen uns auf neue Herausforderungen. Wir wünschen uns immer neue Gesichter, neue Meinungen und neue Ideen. Wir freuen uns über jeden Stein, den wir nochmals umdrehen und der plötzlich anders aussieht. Wir wollen wachsen. Nur nicht, um etwas Bestimmtes zu werden. Und schon gar nicht, um fertig zu sein.

E.M.S.