Antrag auf erklärende Straßenunterschilder mit QR-Code für die Richthofen-, Immelmann-, Otto-Weddigen- und Boelckestraße

Gemeinsam mit dem Jugendgemeinderat stellten die Jungen Gerlinger im Dezember 2016 folgenden Antrag:

Die Jungen Gerlinger beantragen mit der Unterstützung des Jugendgemeinderates die Anbringung erklärender Straßenunterschilder mit QR-Code für die Richthofen-, Immelmann-, Otto-Weddigen- und Boelckestraße. Für die Auserarbeitung der weiterführenden Texte und Fotos soll das Robert-Bosch-Gymnasium sowie das Stadtarchiv konsultiert werden. Die beschließende Redaktion soll im Sozialausschuss erfolgen.

 

Seit der Sommerstadtführung von Klaus Herrmann am 27.08.2016 in Gerlingen ist das Thema Straßennamen wieder in der Diskussion. Insbesondere Richthofen-, Immelmann-, Otto-Weddigen- und Boelckestraße irritieren Gerlinger Bürger nach wie vor. 1937 wurden diese Straßen von den Nationalsozialisten nach Helden des Ersten Weltkrieges umbenannt. Auf den damaligen Bürgermeister Karl Mayer wurde wiederholt Druck ausgeübt, um diese Entscheidung durchzusetzen.

 

Seit den 60er-Jahren gab es immer wieder Bestrebungen dies aufzuarbeiten, das letzte Mal im Jahr 2011. Damals schlug der katholische Religionskurs der Klasse 10 des Robert-Bosch-Gymnasiums vor, folgende Texte unterhalb der Schilder anzubringen:

 

  1. Manfred Freiherr von Richthofen 1892 – 1918

Jagdflieger im I. Weltkrieg

Straße 1937 von den Nationalsozialisten so benannt:

Sein Name wurde zur Kriegsvorbereitung instrumentalisiert.

 

  1. Max Immelmann 1890 – 1916

Jagdflieger im I. Weltkrieg

Straße 1937 von den Nationalsozialisten so benannt:

Sein Name wurde zur Kriegsvorbereitung instrumentalisiert.

 

 

  1. Otto von Weddigen 1882 – 1915

U-Boot-Kommandant im I. Weltkrieg

Straße 1937 von den Nationalsozialisten so benannt:

Sein Name wurde zur Kriegsvorbereitung instrumentalisiert.

 

  1. Oswald Boelcke 1891 – 1916

Jagdflieger im I. Weltkrieg

Straße 1937 von den Nationalsozialisten so benannt:

Sein Name wurde zur Kriegsvorbereitung instrumentalisiert.

 

 

 

Das entscheidende Argument für die damalige Ablehnung des Vorschlags des Religionskurses war, dass vier Zeilen unter einem Straßenschild keine ausreichende historische Aufarbeitung bieten können. In der Kooperation mit dem Jugendgemeinderat entstand daher der Vorschlag ergänzend zu den vier Zeilen einen QR-Code anzubringen, welcher per Web-Link auf weiterführende Informationen verweist. Auch auf den neu gestalteten Schildern für den Gerlinger Stadtrundweg finden sich seit neuestem solche QR-Codes. Die inzwischen extrem weite Verbreitung von Smartphones macht diese Lösung zeitgemäß und möglich.

 

Man sollte bei dieser Diskussion auch einen besonders bedeutsamen Aspekt auf keinen Fall vergessen: Der Umgang mit Geschichte und deren Wahrnehmung verändert sich stetig. Dieser Antrag basiert auf der äußerst intensiven Auseinandersetzung junger, interessierter Menschen mit der Geschichte ihrer Heimatstadt. Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir mit dieser Arbeit umgehen möchten. Was hier vorgeschlagen wird sind die Gedanken der zukünftigen Generation, die Geschichte anders wahrnimmt und beurteilt als wir das vielleicht tun. Das Ergebnis dieses Prozesses sollten wir nicht nur wertschätzen, sondern auch ernst nehmen.

 

Die genannten Straßennamen sind ein Schatten unserer Geschichte und bis heute Zeugnisse dafür, dass der Nationalsozialismus nicht vor der Stadtgrenze Gerlingens haltmachte. Insbesondere auch für die Jugend ist es wichtig, immer wieder an die Geschichte erinnert zu werden, denn nur so kann eine bessere Zukunft gestaltet werden.
Wir können mit dieser ehrlichen und notwendigen Aufarbeitung viele Bürger aller Generationen erreichen und zum Nachdenken anregen. Diese Chance sollten wir uns nicht noch ein weiteres Mal entgehen lassen.

 

 

Anmerkung: Dieser Antrag wurde vom Gemeinderat nicht angenommen. In der weiteren Diskussion einigte man sich nach einem weiteren Antrag der Jungen Gerlinger auf einen Kompromiss.